Das Lachen einer Zecke.
Es war ein schöner Tag, ich habe ihn im Freien verbracht. Und ich dachte, ich hätte diesen Tag alleine verbracht. Aber das war ein Irrtum. Eine kleine Zecke war die ganze Zeit mit von der Partie. So klein, dass ich sie stundenlang huckepack getragen habe, ohne es zu merken. Es war eine sehr schlanke Zecke. Und am Abend habe ich sie gebeten zu gehen. Aber sie hatte ihren Kopf schon tief in meine Schulter gesteckt konnte mich daher nicht mehr hören. Also habe ich sie mit einer Pinzette am Hinterteil gefasst - nur um sie vorsichtig so weit herauszudrehen, dass ihre Ohren wieder frei sind und ich mich zumindest mit ihr unterhalten kann. Naja, was soll ich sagen, der Kopf blieb drin. Genau genommen, nicht der ganze Kopf, sondern nur ihr Gesicht.
Man kann sich vorstellen, wie es mir dabei ging. Und noch schlimmer - wie es der Zecke dabei ging.
Ich habe am nächsten Tag ein Blick auf das Gesicht in meiner Schulter geworfen und selten noch ein so fröhliches, von allem Bösen dieser Welt unbeeindrucktes Lachen gesehen. Woran hat die Zecke wohl gedacht, als ich ihr den Körper vom Gesicht riss? An ihre Familie? Daran, wie glücklich sie ist, eine Zecke sein zu dürfen? Dachte sie an ihren Lebensgefährten? An einen Witz, der ihr einmal erzählt wurde? An den letzten Urlaub? An den nächsten? Ist es das warum überhaupt wichtig? Vielleicht brauchen Zecken keinen Grund, um zu lachen.
Vielleicht lachen sie einfach so. Weil sie es nicht besser wissen.
Oder eben doch.
tobiasfedersel - 15. Jun, 12:57
Wer zuletzt lacht.